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Immanuel Kant

1724 – 1804, Wissenschaftler, Philosoph und einer der größten Denker der Zeit. „Zwei Dinge erfüllen das Gemüth mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“ Unter diesem Gesichtspunkt richtet Kant seinen revolutionären Blick auf die Grundlage der Moral und Ethik, auf die praktische Vernunft.

Sind die Gesetze der theoretischen Vernunft zwingend, so haben die Gesetze der praktischen Vernunft eher den Charakter eines Befehls, den man auch verweigern kann: „Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten kann.“ Mit dem kategorischen Imperativ formuliert Kant auch den Grundsatz praktischer Vernunft und Ethik, sofern er unbedingt und allgemein gelten soll.

Kants philosophischer Blick, den er selbst eine „zweite Kopernikanische Wende“ nennt, erwächst aus dem Anspruch, die Philosophie endlich auf den sicheren Weg der Wissenschaft zu bringen. Dazu schlägt er vor, anstelle der Voraussetzung, „alle unsere Erkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten“, es einmal damit zu versuchen, „daß wir annehmen, die Gegenstände müssen sich nach unserem Erkenntnis richten“.

Mit der Durchführung dieses Programms erreicht auch die Aufklärung ihren intellektuellen Höhepunkt („Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“), zugleich aber auch ihre Wende. Der naive Optimismus und Fortschrittsglaube wird in grundsätzlicher Weise zurückgenommen. Die Welt kann nur erkannt werden, „wie sie uns erscheint“ und nicht, „wie sie ist“. Anschauung wie Denken hängen von vorgeprägten Grundformen ab (apriorischen Kategorien wie Raum und Zeit). Und so läßt sich menschliche Erkenntnis niemals in die Transparenz restloser Klarheit und Deutlichkeit überführen.

Zur Person

* 22. April 1724 in Königsberg als Sohn eines Sattlermeisters; † 12. Februar 1804 in Königsberg. Das Studium der Theologie gibt er bald zugunsten der Philosophie und der Naturwissenschaften auf.

Neun Jahre lang bestreitet er seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer auf Adelsgütern in der Umgebung Königsbergs, promoviert 1775 und wird Privatdozent an der Universität. Erst fünfzehn Jahre später erhält er dort die Professur für Logik und Metaphysik, die er bis an sein Lebensende innehat. Seine Vorlesungen jedoch gehen weit über die beiden Fächer hinaus und befassen sich ebenso mit mathematischer Physik, Geographie und Anthropologie wie mit Theologie, Moral und Naturrecht.

Kant ist über Königsberg und seine Umgebung nie hinausgekommen. Gleichwohl führen seine drei Kritiken, die „Kritik der reinen Vernunft“, die „Kritik der praktischen Vernunft“ und die „Kritik der Urteilskraft“ die Philosophie zu einem Höhenpunkt, den selbst seine Gegner als den Höhepunkt (Störig) begreifen. Seine revolutionäre Neubehandlung der verschiedenen Bereiche des Denkens, so Otfried Höffe, haben die philosophischen Diskussionen seitdem beherrscht und ihre Entwicklung bis in die Gegenwart hinein bestimmt.