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Gotthold Ephraim Lessing

1729 – 1781; Dichter, aber auch ebenso sehr Denker und Philosoph, setzt mit seinem dramatischen Gedicht „Nathan der Weise“ und nicht zuletzt mit der Ring-Parabel der Aufklärung auch literarisch ein Denkmal. In der Gestalt Nathans verdichtet Lessing seinen Kampf gegen Unfreiheit und Unduldsamkeit und für Humanität und Toleranz, zumal religiöser Toleranz.

Bis auf Kant liegt die Stärke der geschichtlichen Linie deutscher Aufklärung eher in der Betonung des Vorrangs praktischer, sittlicher Vernunft und ihren Einfluß auf das allgemeine Denken und praktische Leben. Lessing sieht die Verwüstungen, die Haß und Fanatismus auch im Namen der Religion in der Geschichte der Menschheit angerichtet haben. Gleichwohl sucht und findet er den Sinn dieser Geschichte in einer allmählich fortscheitenden „Erziehung des Menschengeschlechts“ – zugleich der Titel seines philosophischen Hauptwerks – und in den wichtigsten Mitteln dazu: in der Religion, den Lehren der großen Religionsstifter und in der Politik; sie haben die Menschen schrittweise zu Vernunft und Liebe zu läutern.

Als Ziel aber ist die Erziehung des Menschengeschlechts ein Ideal, zu dem man bestenfalls auf dem Wege sein kann, analog dem menschlichen Streben nach Wahrheit: „Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit und in der Linken den einzigen immer regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zusatze, nicht immer und ewig zu irren, verschlossen hielte und spräche zu mir: wähle! Ich fiele ihm in Demut in seine Linke und sagte: Vater vergib! Die reine Wahrheit ist ja doch nur für dich allein!“

Zur Person

* 22. Januar 1729 in Kamenz (Lausitz) als erstes von insgesamt 12 Geschwistern, † 15. Februar 1781 in Braunschweig. Lessing sollte nach dem Willen der Eltern Theologie studieren, wandte sich aber der Philosophie zu, der Philologie und Mathematik und danach der Medizin, brachte aber auch dieses Studium nicht zu Ende.

Danach folgten Wanderjahre: Als freier Schriftsteller in Berlin trifft er auf führende Männer der Aufklärung, auf Voltaire z. B. und den – jüdischen – Philosophen Moses Mendelssohn, zugleich der Beginn einer Freundschaft. Als Sekretär des Generals von Tauentzien nimmt Lessing am Siebenjährigen Krieg teil und lebt danach drei Jahre in Hamburg, davon anderthalb Jahre als Dramaturg am neugegründeten „Hamburgischen Nationaltheater“, das finanziell zusammenbricht.

Dann, 1770, eine feste Anstellung als herzoglich-braunschweigischer Bibliothekar in Wolfenbüttel. Nach kurzer Ehe sterben Gattin und Sohn bei der Geburt. Seine letzten Lebensjahre sind angefüllt mit theologischen Fehden. Lessing stirbt mittellos und wird auf Staatskosten beigesetzt.

Seine Arbeiten erscheinen heute als Wegbereiter: „Miss Sara Sampson“ beispielsweise ist das erste Stück, in dem nicht mehr Adelige, sondern Bürger Träger der Handlung sind. “Minna von Barnhelm“ gilt als das erste wirklich bedeutende deutsche Lustspiel, das Goethe „ein glänzendes Meteor“ nannte. „Nathan der Weise“, das Spätwerk Lessings, wird als Weltanschauungsdichtung genommen, Lessing selbst nennt es ein „dramatisches Gedicht“. Die Verse sind reimlos. Das aus dem Englischen (Shakespeare) übernommene Versmaß wird der klassische deutsche Dramenvers. Seine kritischen Schriften setzten Maßstäbe für die Diskussion ästhetischer und literaturtheoretischer Grundsätze.