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Charles Baron de Montesquieu

1689 – 1755; Jurist, Schriftsteller und Staatsphilosoph, stellte die Teilung staatlicher Gewalt als Garant politischer Freiheit in den Mittelpunkt seiner geschichtsphilosophischen und staatstheoretischen Überlegungen. Sein wichtigstes Werk in dieser Hinsicht: „Vom Geist der Gesetze“.

Für seine Konzeption der Gewaltenteilung hat Montesquieu dabei im wesentlichen auf John Locke zurückgegriffen, der in seiner Staatstheorie bereits die strikte Trennung von legislativer (gesetzgebender) und exekutiver (ausführender) Gewalt im Staate forderte. Neben diesen beiden Gewalten stellt Montesquieu als dritte die judikative, die richterliche Gewalt. Sein hauptsächlicher Gesichtspunkt liegt dabei nicht primär auf der Trennung von Exekutive und Legislative. Sein hauptsächlicher Gesichtspunkt liegt vielmehr in der Unabhängigkeit der richterlichen Gewalt gegenüber den beiden anderen Gewalten. Ist diese Unabhängigkeit nicht gewährleistet, ist nach Montesquieu die Vernichtung der Freiheit und Despotie die unausweichliche Konsequenz.

Das Prinzip der Gewaltenteilung kommt zunächst in der Verfassung der der Vereinigten Staaten von Amerika zur Geltung (1787), dann in der französischen Verfassung von 1791, die zum Vorbild aller bürgerlichen Verfassungen im 19. Jahrhundert wird. Heute ist die Gewaltenteilung Verfassungsgrundsatz der westlichen Demokratien zum Schutze des Einzelnen gegen den Staat.

Zur Person

* 18. Januar 1689 auf Schloss La Brède bei Bordeaux, † 10. Februar 1755 in Paris. Montesquieu studiert zunächst Rechte an der Universität Bordeaux, läßt sich anschließend als Advokat nieder, gibt aber die juristische Praxis schließlich zugunsten literarischer Gesellschaftskritik auf, mit der er u. a. zum Wegbereiter der Französischen Revolution gehört.

Seine „Persischen Briefe“, die 1721 erscheinen und in denen zwei junge Perser über die gesellschaftlichen, staatlichen und kirchlichen Zustände und der allgemeinen Lockerung der Sitten in Frankreich nach Hause berichten, bedienen sich stilistisch zwar der Form geistreicher Satire. Hinter Scherz und Spott aber verbirgt sich ein radikaler Angriff auf die Grundlagen der französischen Gesellschaftsordnung.

Nach jahrelangen Vorstudien schreibt Montesquieu seine beiden Hauptwerke, die „Betrachtungen über die Ursachen der Größe und des Untergangs der Römer“ und „Der Geist der Gesetze“ (31 Bände). Beide Werke führen anhand reichhaltigen historischen Materials den gleichen Grundgedanken durch: Nicht von Wille und Willkür einzelner herrschender Persönlichkeiten hängen Wohl und Wehe der Völker ab, sondern vom Wesen der gesellschaftlichen und staatlichen Zustände im Ganzen. Und die wiederum erwachsen aus den natürlichen und geschichtlichen Bedingungen wie Boden, Klima, Sitte, Bildung, Religion. Es gibt daher kein abstraktes Schema des besten Staates, das überall und gleichermaßen passte. (Störig, Kleine Weltgeschichte der Philosophie 2)